Antisemitismus bei kreuz.net

Unter dem Schutz der Anonymität agitiert seit geraumer Zeit eine Gruppe katholischer Fundamentalisten im Internet. Sie betreibt auf einem Server in den USA die Homepage kreuz.net, die nur so strotzt von Angriffen auf Jüdinnen und Juden, Feministinnen und Abweichler von der reinen Lehre. Am 27. November 2006 wurde dort der Text "Der so genannte Holocaust als neue Religion" von Leo G. Schüchter veröffentlicht. Dieser war derart nach dem Geschmack von Neonazis, dass sie ihn prompt übernahmen: Nur einen Tag später wurde er auch auf stoertebeker veröffentlicht, wobei man aus Angst vor behördlicher Verfolgung auf die Nennung "jüdischer Kreise in den USA" verzichtete. Diese hätten laut Schüchter die "nationalsozialistische[n] Judenvernichtung zu einer modernen Zivilreligion gemacht". Elie Wiesel sei ihr "als salbungsvoller Hohepriester" erwachsen. Die neonazistischen Holocaustleugner werden auf kreuz.net als "Ketzer und Kritiker", die "durch die Medienzensur aus der Gemeinschaft der heilspolitisch Korrekten ausgeschlossen und in den Abgrund des gesellschaftlichen Nichts gestoßen" werden, verharmlost.

Bereits am 10. November polemisierte Schüchter auf kreuz.net gegen die Singularität der Shoah. Offen stellte er diese etwa mit dem "alliierte[n] Bombenkrieg gegen deutsche Zivilisten" auf eine Stufe.

In einer am 4. Dezember veröffentlichten Fortsetzung macht Schüchter dann deutlich, wodurch seine Agitation gegen die Erinnerung an die Shoah motiviert ist: Ähnlich dem iranischen Präsidenten Achmadinejad hält er den Holocaust für ein "moralisches Schutzschild", mit welchem "jede Menschenrechtsanklage gegen Israel abgewehrt wird". Auch würde das Gedenken in den USA nur dazu dienen, "die eigenen amerikanischen Zivilisationsverbrechen an Indianer- und Afro-Völkern in weite Ferne" zu rücken und zu relativieren. Schüchter bezeichnet den Holocaust "als eine Art säkularer Erlösungsmythos", der zur "christlichen Erlösungslehre in Konkurrenz und Widerspruch steht". Daher sei es Christinnen und Christen nicht möglich und erlaubt, sich an das Menschheitsverbrechen zu erinnern.

Angesichts derartiger Töne überraschen die zahlreichen offen den Holocaust leugnenden Postings auf kreuz.net nicht.


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